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Richard Süßmeier war über ein Vierteljahrhundert von 1958 bis 1984 legendärer und schlitzohriger Wiesn-Wirt im Armbrustschützenzelt, davon die letzten fünfzehn Jahre Sprecher der Wiesn-Wirte.

Aufgewachsen in einer Wirtsfamilie lag es nahe, dass auch er gelernter Gastwirt und Hotelier wird.

Die Münchner Zeitungen nannten ihn den "Wirte-Napoleon", vielleicht auch deshalb weil er von der Frisur und insbesondere der Körpergröße Bonaparte sehr ähnelt. Vielleicht spielte bei der Namensgebung auch eine Rolle, dass er sich als kleiner Wirt an die Spitze der Münchner Gastronomie hochkämpfte.  

Dem Richard haben wir zu verdanken, dass es auf der Wiesn nach wie vor die Maß gibt und wir keine 0,4-Liter Krüge benutzen müssen. Diesen "preußischen Schmarr'n" bekämpfte er.

1984 machte ihn ein Presseauftritt über die Grenzen Bayerns bekannt. In einer kabarett-reifen Rede vor der Presse verkleidete er sich mit falschem Bart und Mittelscheitel als Peter Gauweiler mit grimmigem Gesicht. Er machte sich über den damaligen Kreisverwaltungs-referenten lustig, indem er in seinem Armbrustschützenzelt vor Plakaten mit der Aufschrift "Gauweiler paßt auf! Gauweiler sieht dich! Gauweiler is watching you!" posierte. Als weiterer Höhepunkt der Pressekonferenz zerlegte Süßmeier im Anschluss ein Brathendl so geschickt in drei "halbe Hendl", dass die Journalisten beinahe an ein Wunder glaubten, wäre es nicht offensichtlich gewesen, dass er zuvor die drei Hälften sorgfältig zusammen genäht hatte.

Nach dieser lustigen Aktionen verschärfte das Kreisverwaltungsreferat spaßfrei die Kontrollmaßnahmen. Da die  Gewerbeaufsicht in Süßmeiers Wies’n-Küche 19 illegal beschäftigte Jugoslawen identifizierte, die ohne Gesundheitszeugnis Geschirr spülten und Knödel formten, wurde ihm während der Wiesn am 30. September 1984 die Wiesn-Konzession entzogen und er musste als Sprecher der Wiesn-Wirte zurücktreten. Gauweiler wies damals die naheliegende Vermutung von sich, dass zwischen Süsmeier's Parodie und seiner Polizeiaktion irgendein  Zusammenhang bestand.

Die Polizeirazzia hatte zwei Folgen: Erstens war der gute Ruf vom Richard als anständiger Wirt dahin und zweitens leerten sich an diesem Montagabend blitzartig, innerhalb nur weniger Minuten angeblich die Spülküchen fast aller Wiesn-Zelte. Man sagt, dass sich das schmutzige Geschirr zu riesigen Bergen stapelte.

 

Richard Süßmeier ging vor Gericht und wurde von den Vorwürfen letztenendes freigesprochen. Seine Wiesn-Konzession erhielt er dennoch nicht zurück. Heute sagt man, dass es einfach dumm ist, den lukrativen Verdienst eines Wiesn-Wirtes zu riskieren. Damals war es angeblich schwierig Arbeitskräfte legal als Spüler anzuheuern. Dass es nicht gerecht war, ausschließlich an Richard Süßmeier ein Exempel zu statuieren, sei dahingestellt.

Der Richard - Richard Süßmeier

(* 22. August 1930 in München), wohnhaft in Grünwald

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