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15. Jahrhundert in München

Casanova im katholischen München, das geht ja gar nicht

1756 bis 1761 n. Chr.

Giacomo Casanova (*1725; † 1798) war ein venezianischer Schriftsteller. Sein Ruf als Frauenheld und die Schilderungen seiner zahlreichen Liebschaften sind den meisten ein Begriff, dass Giacomo seine Leidenschaften auch in Baiern auslebte, ist hingegen nur wenigen bekannt.

Einen seriösen Beruf auszuüben, war weniger sein Ding. Sein Leben war bestimmt durch zwei besondere Fähigkeiten. Er erhielt regelmäßig Zuwendung einflussreicher Gönner und noch viel wichtiger, er verstand es Frauen zu betören.

In jungen Jahren war Giacomo in Venedig zu Hause. Ab 1756 war er dann eher auf Wanderschaft. Alles begann mit seinem Verbrechen gegen die Moral, der Verurteilung durch den venezianischen Inquisitori und seiner spektakulären Flucht aus dem, mit Bleiplatten ausgekleideten, Gefängnis im Dogenpalast.

Direkt nach der Flucht aus Venedig hält sich Giacomo 1756 erstmalig etwa drei Wochen in München auf, wo er im Gasthof "Zum Hirschen" logiert. Welche Münchner Bürgerstöchter er beim erste Besuch vernaschte, ist nicht verbrieft.

Sein zweiter Münchenaufenthalt war 1761.
Als Gesandter des portugiesischen Königs sollte er nach Augsburg reisen, zuvor unterbrach er jedoch die Fahrt für einen Aufenthalt in München. Casanova wird dieser Besuch nicht in bester Erinnerung geblieben sein. Es waren "verhängnisvolle vier Wochen", die er in München verbrachte. So notierte Giacomo: "Während dieser Zeit verlor ich all mein Geld, versetzte für mehr als vierzigtausend Franken Schmucksachen, die ich niemals eingelöst habe... meine unbegreifbare Dummheit, mich auf das Pharaospiel einzulassen".
 

Nicht nur, dass er beim Glücksspiel sein ganzes Geld, von insgesamt 140 000 Francs (nach heutigem Wert über eine Million Euro) verlor und praktisch pleite war, auch juckte es plötzlich äußerst unangenehm. Casanova ,so schrieb er, "verlor endlich – das war das Schlimmste – meine Gesundheit."

Abbildung: Giacomo Casanova mit einer unbekannten

Münchner Bürgerstochter dargestellt by Munichkindl (2015)

Munichkindl, Münchner Bürgerstochter
Giacomo Casanova, Munichkindl

 

In seiner Begleitung war eine Cathérine Renaud, mit der ihm natürlich eine leidenschaftliche Affäre nachgesagt wurde. Giacomo war wenig begeistert, als er bemerkte, dass er sich bei seiner Bekanntschaft mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt hatte. "Mein Aufenthalt in München war für mich eine Art Verdammnis. Ich sah während dieses verhängnisvollen Monats alle Schrecknisse der Hölle vereint, um mir einen Vorgeschmack von den Qualen zu geben, die die Seelen der Verdammten leiden."
 

Ohne Cathérine reiste er schließlich alleine nach Augsburg weiter, wo er sich in Behandlung beim fürstbischöflichen Leibarzt begab, um dort seinen Tripper auszukurieren. "In Augsburg angekommen, legte ich mich in meinem hübschen Hause ins Bett, das ich entschlossen war, nicht eher zu verlassen, als bis ich tot oder von dem mich verzehrenden Gift befreit wäre." Über mehrere Monate blieb er in Augsburg, aber nicht ausschließlich um sich zu schonen, vielmehr hatten es ihm wieder zwei schöne Augsburgerinnen angetan. Mit Annemirl, seiner Köchin, und Gertrud, der Tochter seines Vermieters, vergnügte sich der Schwerenöter bei denkwürdigen Liebesabenteuern, die er auch gleich noch für die Nachwelt festhielt.

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