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München im Barock

Max Joseph, der Vielgeliebte, ersparte uns die Münchner Mozartkugel 

1745 bis 1777 n. Chr.

Es kann von Vorteil sein, wenn man einen Kaiser als Vater hat.

So war es beim noch nicht 18jährigen Max III. Joseph (*1727  in München; † 1777 ebenda), der von seinem Papa kurz vor dessen Ableben kraft kaiserlicher Autorität für volljährig erklärt wurde und damit die direkte Thronfolge als Kurfürst von Baiern antreten durfte.

 

Im noch laufenden Österreichischen Erbfolgekrieg musste der junge Max gleich mitansehen, wie Habsburger Truppen wieder halb Baiern einnahmen. Nachdem er die Aussichtslosigkeit des Krieges

begriff, schloss Max zügig einen Friedensvertrag mit den Österreichern und begrub ein für allemal das bairische Großmachtstreben.

 

Ab 1756 verpflichtete sich Baiern gegen Unterstützungszahlungen von jährlich 300.000 Gulden zur Neutralität gegen Frankreich. Baiern bemühte sich überhaupt, sich aus allen weiteren        Kriegshandlungen herauszuhalten. Selbst gegenüber           den "Preißn" erklärte sich Baiern 1762 für neutral.

 

Das bairischen Land war ausgeblutet und der Schuldenstand      

lag bei 32 Millionen Gulden. Wegen dieser  katastrophalen Haushaltssituation versuchte Max die Wirtschaft zu fördern. 

1747 gründete er die Nymphenburger Porzellanmanufaktur,

die schnell Weltruhm erlangte und 1761 von der Au nach Nymphenburg verlegt wurde. Max hätte auch sehr gerne prächtige Bauvorhaben gestartet, doch ließ dies die finanzielle Situation

nicht zu. Es wurde gespart und investiert, so dass es ihm schließlich gelang die massive Staatsverschuldung zu stoppen.

 

Hätte der Münchner Hof damals nicht derart begrenzte Ressourcen gehabt, würde man heute über die "Münchner Klassik" schwärmen. 1762 war der sechs Jahre alte Wolfgang Amadeus Mozart erstmals in München und entzückte Max Joseph. Schon ein Jahr drauf kamen die Mozarts wieder und gingen solange im Nymphenburger Schlosspark spazieren, bis man auf sie aufmerksam wurde und zum Musizieren ins Schloss vorließ. Auch in den Jahren darauf war der junge Komponist aus Salzburg regelmäßig und teilweise über mehrere Monate in München. Minga mochte der Wunderknabe definitiv lieber als Bozen, über das er 1772 schrieb "muss ich nochmals kommen nach Bozen, so schlag ich mich lieber in d`Fozen...  Bozen dieses Sauloch." 1777 hat Wolferl den Kurfürsten schließlich um eine Stelle in München ersucht und erhielt die Antwort, dass "keine Vacatur" gegeben sei. "Mir ist leid" sagte der selbst musikalisch nicht unbegabte Max Joseph und lehnte die Anstellung des Salzburger Musikus schweren Herzens aus Kostengründen ab. Eine folgenschwere Entscheidung, die München zumindest ersparte, dass heute an jeder Ecke Mozartkugeln verkauft werden.

Abbildung: Max III Joseph mit Wolfgang Amadeus Mozart, beide mit falschem Haar,  das milbenverseucht und aus fein gemahlenem Mehl aufgeweißt war. Darunter Gemälde des Kurfürsten (Öl auf Leinwand) von George Desmarées (1697–1776) um 1755, derzeit im Kurfürsten-zimmer der Residenz

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Als eine Missernte zu einer Hungersnot führte, ließ Max Getreide aus den Hofgütern verteilen und veräußerte sogar Juwelen aus der Schatzkammer der Münchner Residenz. So etwas generöses hatte zuvor noch kein bairischer Kurfürst veranlasst. Max trug auch etwas zur Aufklärung in Baiern bei - so war seine Gründung der Akademie der Bildenden Künste und die Einführung der Volksschule von Bedeutung.

 

Nachdem irgendwann klar war, dass die Ehe mit Maria Anna von Sachsen kinderlos blieb und das samstägliche Beten in der Herzogspitalkirche nicht gehört wurde, erinnerte er sich an eine uralte Regelung der Erbfolge zu Gunsten der pfälzischen Wittelsbacher. Vor hunderten von Jahren legte man fest, dass wenn einem der beiden Wittelsbacher Häuser der männliche Erbe fehlen würde, die andere Linie die Nachfolge antritt. Mit dieser Regel wurde den Baiern erspart von österreichischen oder anderen Herrscherhäusern regiert zu werden. 

 

1777 verstarb Max III. Joseph, der posthum der „Vielgeliebte“ genannt wurde, an Pocken. Mit ihm endet die Ludwigische Linie von 1294. Das Erbe trat die rudolfinische Wittelsbacher Linie aus der Pfalz an.

 

 

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