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Gegner des Nationalsozialismus

um 1939 bis 1945 n. Chr.

Georg Elser

 

Georg Elser (*1903; † 9. April 1945 im KZ Dachau) kam aus einfachen Verhältnissen, wuchs in Königsbronn auf und machte eine Schreinerlehre, um danach als Bau- und Möbeltischler zu arbeiten. Bis 1932 arbeitete er am Bodensee bei zwei Uhren-herstellern. In dieser Zeit eignete er sich auch die Fähigkeit an, präzise zu arbeiten und Uhren zu reparieren.

Freunden und Bekannten ist damals aufgefallen, dass er stets den Hitlergruß verweigerte und immer das Zimmer verließ, wenn der Gröfaz ("Größter Führer aller Zeiten") im Radio übertragen wurden.

 

Mit dem festen Vorsatz, Hitler und andere Nazigrößen in die Luft zu sprengen, zog Georg 1939 in die Türkenstraße, um dort den Anschlag vorzu-bereiten. Mit im Gepäck hatte er Schwarzpulver, Dynamit-Sprengpatronen und -kapseln, die er zuvor aus einem Steinbruch geklaut hatte. 

Sein Ziel war es also die NS-Führung mittels einer Zeitbombe auszuschalten und damit den ausgerufen Krieg im Alleingang zu stoppen.

Ein geeigneter Ort für das Attentat war schnell gefunden: Da Hitler jedes Jahr abends vor dem Jahrestag seines dilettantischen Putschversuches im Bürgerbräukeller eine Rede hielt, wählte Georg die dicke Säulen hinter dem "Führerpult" als Versteck für seine Bombe.

Ab Ende August 1939 ging Georg Elser jeden Abend in den Bürgerbräukeller, um dort ein einfaches Arbeiteressen für 60 Pfennig zu bestellen. Kurz vor Schankschluss passte er einen unbeobachteten Augenblick ab, um sich heimlich in die Besen-kammer zu schleichen. Dort versteckte er sich, bis der  Bierkeller geschlossen wurde und auch vom Personal keiner mehr da war. Fünfunddreißig Nächte ließ er sich einschließen, um einen Hohlraum in die Säule zu schlagen. Hierbei ging er äußerst vorsichtig vor, um nicht entdeckt zu werden. Das herausge-schlagene Mauerwerk verstaute er in einem Koffer, den er am nächsten Tag während den Öffnungs-zeiten quer durch die Gaststätte trug, um den Bauschutt im Anschluss an der Isar zu entsorgen. 

Anfang November platzierte er seine selbstgebaute "Höllenmaschine" mit Zeitzünder in dem mühevoll geschlagen Hohlraum und stellte sie scharf.

Zur jährlichen Gedenkfeier kamen etwa 1.800 Anhänger, sowie die gesamte Führungsmannschaft der Nazis. Hitler bestiegt unter Jubel die Bühne vor der besagten Säule und hielt, wie jedes Jahr, seine Rede. Da es an diesem Abend neblig war und er nicht den Flieger nach Berlin nehmen konnte, musste er früher, als sonst üblich, aufbrechen. Um 21.00 Uhr beendete er seine Rede abrupt und um 21.07 Uhr verließ er die Veranstaltung, mit ihm seine ganze Reichsführungs-Mannschaft: Rudolf Heß, Heinrich Himmler, Joseph Goebbels, Joachim von Ribbentrop, Martin Bohrmann und viele andere. Dreizehn Minuten später detonierte die Bombe wie vorgesehen um 21:20 Uhr.

 

Acht Menschen wurden in den Tod gerissen, über sechzig  (u.a. auch völlig Unbeteiligte, wie Aushilfs-kellnerinnen, Techniker oder Rundfunkingenieure) wurden verletzt, der Saal wurde verwüstet und die Decke brach ein. Hitler saß derweilen im Zug nach Berlin. Dreizehn Minuten, die den Irrsinn vielleicht hätten beenden können? Dreizehn Minuten früher und das Deutsche Reich wäre nicht nur führerlos, sondern ggf. auch ohne Regierungschef, ohne Vorsitzenden und Stellvertretenden Vorsitzenden der NSDAP, ohne einige wichtige Reichsminister und ohne SS-Reichsführer und ohne Polizeichef dage-standen. Ein geglücktes Attentat hätte das Dt. Reich massiv geschwächt.

Als sich der Anschlag ereignete, war Georg Elser schon längst über alle Berge und versuchte noch vor der Explosion in die Schweiz zu flüchten. Gegen 20.45 Uhr wurde er vom deutschen Zoll in Konstanz festgenommen. Er war verdächtig, weil in seinem Gepäck Sprengzünder und eine Ansichtskarte vom Bürgerbräu gefunden wurden. Wäre er doch einfach Zuhause geblieben, niemand hätte ihn verdächtigt.

Nach seiner Verhaftung, brachte man ihn zur Gestapo nach Berlin via München, wo er verhört und gefoltert wurde. Die Nazis glaubten Elser nicht, dass er die Tat alleine ausführte, zu perfekt und aufwändig wäre die logistische Vorbereitung gewesen.

 

Als „Sonderhäftling des Führers“ wurde Elser 1941 ohne Gerichtsverfahren in Dachau inhaftiert. Dort ging es ihm zwar vergleichsweise gut, da nach dem „Endsieg“ ein Schauprozess auf ihn warten sollte. Nachdem der Sieg unerreichbar schien, ordnete Hitler an, dass man seinen „besonderen Schutz-häftling“ heimlich ermorden sollte. Lediglich zwanzig Tage vor der Befreiung des KZ Dachau durch US-Truppen, wurde er mittels Genickschuss hingerichtet.

 

An historischer Stelle des Anschlags gibt es beim Gasteig und dem GEMA-Verwaltungsgebäude, eine relativ unscheinbare Bodengedenkplatte. Es gibt den Georg-Elser-Platz, nicht unweit von seiner damaligen Wohnung in der Türkenstraße 94b. An einer Hauswand der Türkenschule am Georg-Elser-Platz, wurde ein 5 m großer, kreisrunder Schriftzug „8. November 1939“, in der Form einer Bomben-explosion angebracht, der täglich um 21.20 Uhr, der Uhrzeit des verspäteten Anschlages, illuminiert wird. 

Nach Kriegsende benutzen die Amis den Bürgerbräukeller bis 1957 als ihre Kantine. Ab 1958 wurde der Bürgerbräukeller von Löwenbräu übernommen und als Gaststätte wiedereröffnet. Erst 1979 wurde der Bierkeller abgerissen. Heute befindet sich hier neben dem Gasteig, das Hilton und ein Gebäude der GEMA.

 

München und die Bekämpfung des Nationalsozialismus

Sophie Scholl

 

Sophie Scholl (*1921; † 22. Februar 1943 in München-Stadlheim) wuchs mit ihren vier Geschwistern in Württemberg auf. Ihr zwei Jahre älterer Bruder, Hans, als auch Sophie, konnten sich anfänglich gut mit dem Gemeinschaftsideal der Nazis identifizieren. Sophie trat dem Bund Deutscher Mädels bei, während ihr Bruder begeis-terter Führer im Jungvolk der Hitler-Jugend war.

Nach Ihrem Umzug nach Ulm schlossen sich Sophie und Hans einem anderen Jugendbund an, der nicht ganz parteikonform war, und so kam es, dass Hans für die Fortsetzung der Bündischen Jugend ange-klagt, aber letztendlich nicht verurteilt wurde. 

In den darauf folgenden Jahren machte Hans Bekanntschaft mit Philosophie, Religion und Mädchen. Was Sophies Bruder letztendlich gegen die Nazis aufbrachte, ist nicht wirklich bekannt, aber offenbar haben die Predigten eines Bischofs gegen den "braunen Terror" eine wichtige Rolle gespielt. Ab dem Sommersemester 1939 studierte Hans dann Medizin an der LMU in München.

1940 ließ sich Sophie zur Kindergärtnerin ausbilden, da Sie hoffte, dem Reichsarbeitsdienst zu entgehen, was ihr jedoch nicht gelang. Im zwangs-weise auferlegten Kriegshilfsdienst distanzierte sie sich immer mehr von der Nazi-Ideologie.

Erst ab 1942 begann dann auch Sophie, in München Biologie und Philosophie zu studieren und  lernte über ihren Bruder weiter Kommilitonen kennen, die sie in ihrer ablehnenden Haltung gegenüber den Nazis bestärkten.

Sophie war fest entschlossen ihre Kritik an dem NS-Regime öffentlich zu machen und so ent-schloss man sich, die Widerstandsgruppe "Weiße Rose" zu gründen, um aus dem Untergrund heraus kritische Flugblätter zu verbreiten.

 

Das studentische Bündnis der „Weißen Rose“ verschickte anfänglich Aufrufe per Post und legte Flugblätter in Telefonzellen oder an parkende Autos aus.

Anfang 1943 war Sophie erstmalig an der Herstellung eines Flugblattes beteiligt. Ihre Aufrufe verursachten nicht nur in München, sondern auch in sechs weiteren Großstädten gehöriges Aufsehen und rief damit die Gestapo auf den Plan.

 

Die Nazis schlossen folgerichtig, dass die Verfasser der Flugblätter in Münchner Studentenkreisen zu finden wären. 

Über Umwege kam ein Flugblatt bis nach England, wo es die Regierung sofort nachdrucken ließ, um es tausendfach über Deutschland abwerfen zu lassen.

 

Mitte Februar 1943 fertigte das Team "Weiße Rose" ihr sechstes Flugblatt an, das dazu aufrief das Nazi-Regime zu stürzen.


Am 18. Februar 1943 waren die 21 jährige Sophie und ihr 24 Jahre alte Bruder Hans in der Münchner Uni unterwegs, um aus einem Koffer heraus etwa 1.700 Flugblätter zu verteilen. Sie legten die Flug-blätter in kleinen Stapeln auf Fensterbretter, Tische und die Brüstung des Treppenhauses. 

Sophie warf aus Übermut etwa 100 Flugblätter vom 2. Stockwerk in den Lichthof der Eingangs-halle hinab, als sie und ihr Bruder von einem nationalsozialistischen Hörsaaldiener entdeckt wurden. Dieser konnte die Geschwister Scholl leider festhalten und dem Universitätsrektor übergeben.

 

Nach mehrstündigen Verhören in der Uni wurden beide der Gestapo übergeben. In der Gestapo-Zentrale im Wittelsbacher Palais in der Brienner Straße (dort wo heute die Bayerische Landesbank beheimatet ist) gingen die Verhöre über mehrere Tage weiter.

 

Von Sophie ist bekannt, dass sie ihre Freunde schützte, indem sie sich und Hans als die alleinigen Akteure darstellte.

Bereits vier Tage später, wurde sie in München vor dem NS-Volksgerichtshof wegen „landesver-räterischer Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat (und) Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt.

 

Während des Prozesses sagt Sophie: "Was wir schrieben und sagten, das denken Sie alle ja auch, nur haben Sie nicht den Mut, es auszusprechen."

Noch am gleichen Tag wurden die Geschwister Scholl nach Stadlheim verbracht. Dort durfen ihre Eltern sie gegen 16 Uhr besuchen. Beim Verab-schieden sagt ihr Vater "Ihr werdet in die Geschichte eingehen!"

 

Eine Stunde später wird Sophie mit ihrem Bruder und einem Freunde hingerichtet.

Hans Scholls letzte Worte waren angeblich:

Es lebe die Freiheit!"

Walter Klingenbeck

Der Walter (*  30. März 1924 in München; † 5. August 1943 in München-Stadlheim) ) ging als Kind regelmäßig in die Kirche und war Mitglied der katholischen Jungschar der Gemeinde Sankt Ludwig (in der Ludwigstraße).

Er war zwölf Jahre als die Nazis 1936 die Jung-schar verboten. Alle Jungs sollten in die Hitler-jugend gehen und so löste man seine Pfarrjugend-gruppe einfach auf. Diese als Gängelung empfundene Vorschrift der Nazis regte in Walter seine frühe Abneigung gegenüber dem NS-Regime.

Heimlich hörte er mit seinem Vater "Feindsender" wie BBC der Engländer und Radio Vatikan, wo er von weiteren Übergriffen der Nazis auf die Kirche erfuhr. Als seinem Vater die Gefahr zu groß wurde, verbotene Sender zu hören, informierte sich Walter fortan alleine via Radio.

Nach seinem Schulabschluss begann Walter mit einer Lehre als Schalttechniker bei Rohde und Schwarz. 1941 freundete er sich schnell mit anderen Lehrlingen an. Alle waren sie damals im Alter zwischen 16 und 17 Jahren. Bald fanden die jungen Kollegen heraus, dass sie nicht nur alle eine Leidenschaft für Technik, sondern auch ähnliche politische Überzeugungen hatten.

Heimlich bastelten Sie an Radioanlagen und hörten fasziniert unerlaubte Sendung, wie deutschsprachige Nachrichten der britischen BBC oder den Sender "Gustav Siegfried 1". Hier wurde die Nazi-Propaganda entlarvt und dafür Allierten-Propaganda verbreitet. Es wurde gesendet, dass an der Ostfront Typhus ausgebrochen sei und sich hohe Nazi-Funktionäre auf wilden Partys sexuellen Ausschweifungen hingeben würden.

Die Jungs gaben sich verschwörerisch und beschlossen, selbst einen eigenen Schwarzsender aufzubauen, um zum Sturz des NS-Regimes aufzurufen. Über einen kleinen Probeversuch, bei dem sie französische Schlagermusik sendeten, kam das Vorhaben jedoch nicht hinaus. Auch das Vorhaben mittels Modellflugzeuge Flugblätter über München abzuwerfen, ließ sich nicht verwirklichen. 

Walter arbeite dennoch an einem Flugblatt, in dem er Josef Goebbels bezichtigte, nach einer Affäre, die österreichische Revuetänzerin Henny Hiebel in den Selbstmord getrieben zu haben. Unabhängig davon, dass dieses Flugblatt nicht verteilt wurde, galt alleine die Vorbereitung hierfür bereits als Hochverrat.

Der Propagandasender der BBC rief im Sommer 1941 alle deutschen Hörer auf, Victory-Zeichen auf Wände und Zäune zu schmieren, um den nahenden Sieg der Allierten anzukündigen. Walter besorgte sich Pinsel und Altöl, um in der Dunkelheit Gebäude und Schilder mit dem Siegerzeichen zu bemalen. Er und einer seiner Freunde, der Schmiere stand, zogen Nachts im Münchner Süden, in Bogenhausen und in Freimann umher um heimlich die "V-Zeichen" in die Straßen zu schmieren. Die Jungs wussten, dass sie zwar noch nicht volljährig und damit auch nicht voll strafmündig waren, aber auch, dass sie sich bei solchen Aktionen besser nicht erwischen lassen sollten.

Da die nächtliche Street-Art Aktionen unbemerkt blieben, prahlte Walter damit einmal vor anderen Jugendlichen und wurde von irgendeinem Denunzianten-Arsch bei der Gestapo verpetzt. Es dauert nicht lange und die Geheime Staatspolizei kam im Stechschritt, um erst den 17 jährigen Walter und dann auch noch alle seine Freunde zu verhaften.

 

Acht Monate waren die Jungen wegen „Vorbe-reitung zum Hochverrat“ und „landesverräterischer Feindbegünstigung“ inhaftiert und mussten schmerzhafte Verhöre über sich ergehen lassen. 

 

Walter gestand alles und  nahm die gesamte Ver-antwortung auf sich, um seine Freunde zu schützen.

Ende September 1942 kam es schließlich zur Verhandlung und Walter hoffte auf ein mildes Urteil, da man erst mit 21 Jahren volljährig  war, wohl wissend, dass die „Verordnung zum Schutz gegen jugendliche Schwerverbrecher“ für 16 jährige auch eine Zuchthaus- oder Todes-strafe theoretisch ermöglichte. Der Richter erkannte zwar an, dass Walter und seine Freunde zur Tatzeit Jugendliche waren, da aber "ihrer geistigen und sittlichen Entwicklung nach einer über 18 Jahre alten Person gleich zu achten“ war, verurteilte er drei der Jungs zur Todesstrafe. 

Im Sommer 1943 wurden alle, außer Walter, zu einer achtjährigen Freiheitsstrafe begnadigt. Als Walter Klingenbeck von der Ablehnung seines Begnadigungsgesuches erfuhr, schrieb er am Tag seiner Hinrichtung an seinen Freund:

„Lieber Jonny! Vorhin habe ich von Deiner Begnadigung erfahren. Gratuliere! Mein Gesuch ist allerdings abgelehnt. Ergo geht's dahin. Nimm's net tragisch. Du bist ja durch. Das ist schon viel wert. Ich habe soeben die Sakramente empfangen und bin jetzt ganz gefasst. Wenn Du etwas für mich tun willst, bete ein paar Vaterunser.

Leb wohl.“

Am 5. August 1943, nur drei Tage nach Begnadigung seiner Freunde, wurde Walter in Stadlheim mit nur 19 Jahren hingerichtet.

Ganz in der Nähe St. Ludwig wurde ein Weg nach Walter Klingenbeck benannt und in Taufkirchen gibt es die Walter Klingenbeck-Realschule.

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