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16. Jahrhundert in München

Hochzeit des Wilhalmen mit Frewlein Renata 

Februar 1568 n. Chr.

Die Hochzeitsfeier des Prinzenpaares Wilhelm und Renata fand im Februar 1568 statt, dauerte 18 Tage und war eines der "großartigsten und strahlendsten" Hoffeste an der Münchner Residenz.

 

Zahllose Edelleute aus ganz Europa waren der Einladung zur Hochzeitsfeier gefolgt und zu Gast in der Fürstlichen Hauptstadt München. Da jeder der Gäste mit möglichst großer Begleitung reiste, waren ca. 5.000 Pferde in den Stallungen unterzubringen.

 

Die kirchliche Trauung selbst fand um 14 Uhr Sonntags, am 22.02. in der Frauenkirche statt. Als das Brautpaar zum Dom zog, lag noch Schnee, aber es schien auch die Sonne und der Himmel war wolkenlos. Ganz München war auf den Beinen und in den Gassen war ein so großes Gedränge, dass man kaum vorankam. 

 

Herzöge von Baiern und Württemberg, die Erzherzöge von Österreich, Barone, Grafen, Fürsten aus den unterschiedlichsten Ecken Deutschlands, Frankreichs und aus Italien, Gesandte des Kaisers sowie der Könige von Polen, Spanien und Dänemark als auch eine Vielzahl erlauchter Herren und Frauen waren zugegen als der Kardinal und Bischof von Augsburg die Vermählung vornahm. Artig, nach Geschlecht getrennt, standen rechts im Kirchenchor die Männer und zur Linken nahmen die Frauen Platz.

 

Nach der Trauung wurde in der Residenz zu einem Festmahl geladen und abends fand nach dem Eröffnungstanz des Brautpaares ein "fröhlicher Ringeltanz in der Art statt, dass jeder (Gast) der Lust hatte, sich eine der schönen Damen wählen konnte." Zum finalen Abschluss wurde der "herzogliche Bräutigam und die Braut von allen in das schön gezierte Brautgemach begleitet. Es wurden noch einige Becher kostbaren Weines zu Abschied geleert und heiter und zufrieden zogen sich alle zur Ruhe zurück."

 

Am Vormittag des 24. Februar, nach der Messe, aber noch vor dem Frühmahle, wurden die Geschenke überreicht. Häufig erhielt das Brautpaar mit Juwelen und Edelsteinen geschmückte Halsketten, kostbare Diamanten und Ringe, aber auch große versilberte und vergoldete Becher oder silberne Salzstreuer und goldene Medaillen geschenkt.

 

Die Tage vergingen indem die Hochzeitsgesellschaft morgens regelmäßig die katholische Messe besuchte, Fechtübungen am Hof abhielt oder zur Hirschen- und Hasenjagd vor den Toren Münchens auszog. Im Anschluss an die morgendlichen Vergnügen genoss man opulente Festmahle mit Musik-, Tanz- oder Theateraufführungen. Sofern Langeweile aufzukommen drohte, forderte der Herzog zu Würfel- und Kartenspielen auf. Abends gab es gelegentlich große Feuerwerke und bevor sich die erlauchte Gesellschaft zur Ruhe begab, wurde meist Konfekt gereicht und Wein getrunken.

 

Und schließlich wurde bis zum 10. März ein "herrliches Ritterspiele zu Roß und zu Fuß" abgehalten. Der Hauptplatz (spätere Marienplatz) war als Schauplatz für das Ritterturnier hergerichtet. Die Turnierbahn wurde mit Sand aufgeschüttet, war 130 Schritt lang, hatte eine Breite von über 80 Schritt und wurde ringsum mit weißen Brettern "verschrankt". An den beiden Enden führte ein jeweils mit Wappen geschmückter Triumphbogen auf die Bahn.

 

Ausführliche Regeln der Ringrennen oder des Fußturniers wurden Tage vorher angeschlagen. So wurde z.B. bei einem Turnier vorgeschriebenen, dass "keiner ... sein Schwert mit beiden Händen gebrauchen dürfe, aber mit den Händen abwechseln mag er wohl."

 

Während die streitbaren Kampfritter mit Trommelschlägen und Pfeifern, mit den Stabträgern, Reit-knechten und vielen Pagen auf die Bahn kamen, nahmen die Richter und Notare an der Längsseite der Bahn ihren Platz ein. Einmal kämpften die Matadore mit Schwertern, andermal duellierten sich Reiter mit Lanzen. Dabei ritten die Kontrahenten paarweise ein, verneigten sich vor den Kampfrichtern und dem Erbprinzenpaar, um dann im harten Galopp aufeinander prallend den Widersacher mit stumpfer Lanze vom Pferd zu stoßen. Die Kampfpreise bestanden in herrlichen Kränzen, die mit Blumen, Juwelen und Gold verziert waren. 

 

Als Turnierheld ging Caspar Notthafft als blaugestreifter bayerischer Ritter vom Platz, der über seinen Gegner aus Lothringen triumphieren konnte. Erinnerung an das Ritterturnier von 1568 garantiert das Münchner Glockenspiel, das täglich um 11, 12 und im Sommer um 17 Uhr auf dem Marienplatz von Hunderten von Zuschauern aus aller Welt verfolgt wird.

 

Neben den nicht ungefährlichen Kampfspielen fand auch eine große "Gaudi" statt. So wurde ein scherzhaftes Turnier, das Kübelstechen, abgehalten, bei dem die Akteure bunte hölzerne Kübel anstatt Helme trugen und am gesamten Oberkörper ballonartig mit Heu ausgestopft waren. Anstatt erprobter Kampfrösser wurden landwirtschaftlich genutzte Gäule eingesetzt, die wild umherrannten. Im Kampf Mann gegen Mann wurden die Kämpfer vom Ross gestoßen und fielen wie Ballone zu Boden. "An dieser ergötzlichen Mummerei hatten alle Damen großes Wohlgefallen" und es gab ein fröhliches Gelächter.

 

Als am 9. März die ersten Gäste abeisten, ging schließlich eines der größten Renaissancefeste, das München je gesehen hatte, langsam zu Ende. Ingesamt kostete die prunkvolle Hochzeitsfeier dem finanziell angeschlagenen Herzogtum Baiern etwa 200,000 Taler.

 

Abbildung: Auszüge aus großformatigen Kupferstichen in der "Kurtze beschreibung zum Aufzug der Ritter zum Ringrennen" (1568) von Nikolaus Solis; rechts: Münchner Glockenspiel und der Turnierheld Caspar III Notthafft von Wernberg dargestellt vom Munichkindl (2015) 

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