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München im 15. Jahrhundert

Heiliger Onuphrius am Eiermarkt

1416 n. Chr.

1416 kehrte der Münchner Heinrich Primat von einer Pilgerreise aus dem Heiligen Land zurück. Da er versprochen hatte "für den Fall seiner glücklichen Heimkehr zu Ehren des Heiligen Onuphrius am Thalbrückerthore über dem finstern Bogen ein grofses Gemälde zu stiften“, ließ er an der Hausfassade am Schrannenplatz (Marienplatz neben dem Alten Rathaus, im jetzigen Rischart-Gebäude) das Bildnis von diesem Heiligen anbringen.

 

Wie Heinrich Primat ausgerechnet auf den nackerten Onuphrius kam, ist nicht überliefert. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass angeblich schon Heinrich der Löwe, als Gründer Münchens, von seinen Kreuzzügen die Hirnschale des St. Onuphrius als Reliquie mit nach München gebracht haben soll, wo sie in der Kapelle in der Heinrichsburg (dem späteren  Alten Hof) aufbewahrt wurde. 

 

Onuphrius (* um 320; † um 400) wurde verstoßen und zog sich aus der Gesellschaft zurück, um 60 Jahre einsam in der Wüste zu leben. Als nackter, nur mit den eigenen Haaren bekleideten Einsiedler, ernährte er sich von Wurzeln und Datteln. Meist wird er als dünner und großer Bärtiger dargestellt, der nur mit Blättern bedeckt ist und mit Wanderstab sowie Doppelkreuz ausgestattet ist. 

 

Fälschlicherweise verwechselten die Münchner den Hl. Onuphrius häufig mit dem Hl. Christophorus und da das Gebäude direkt am Eiermarkt lag, wird die Fassadenmalerei auch „Christophers am Eiermarkt“ oder kurz "Stofferl am Eiermarkt" genannt. Während Christophorus Schutzpatron der Reisenden ist, ist Onuphrius der zuständige Schutzheiliger für Weber, Homosexuelle, Prostituierte und von sexuellen Übergriffen Bedrohter.

 

Das Wohnhaus am Marienplatz 17 wurde öfter abgerissen und neuerbaut, aber seither trug jedes Gebäude, das an diesem Platz errichtet wurde, das Bildnis des Hl. Onuphrius. Auch das heutige Gebäude trägt seit 1950 ein „Sanct Onuphrius“ Mosaik.

 

Wer den Marienplatz betritt, soll dem Hl. Onuphrius seine Aufmerksamkeit schenken, damit der Tag ein besonders guter Tag wird. Die Legende besagt auch, dass ein jeder Münchner, der sich das Bildnis des Hl. Onuphrius ansieht, am selben Tag keines jähen Todes sterben wird. Wer es also einrichten kann, täglich am Rischart-Gebäude vorbeizukommen, um sich den Onuphrius zu besehen, lebt ewig bis in alle Tage...

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Oben: Sanct Onuphrius Mosaik am Marienplatz (seit 1950) darüber der Hl. Onuphrius dargestellt vom Munichkindl (2014) 

 

Links: Der hl. Onuphrius und sein Bildniss in München am ehemaligen Eiermarkt : Ein kleiner Beitrag zur Münchener Geschichte von Ant. Mayer (1863) | Druck v. J. G. Weiss; Mittig: Rathaus um 1700 Fassadenmalerei mit Onurphius; Rechts: Ikone aus Kreta mit dem Hl. Onuphrius (17. Jahrhundert)

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