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16. Jahrhundert in München

Das lustige Treiben führte jedoch immer häufiger zu Ausschreitungen, so dass 1793 der Metzgersprung durch den ungeliebten Kurfürsten Karl Theodor verboten wurde. Erst um 1850 hatte König Maximilian II. den alten Volksbrauch wieder aufleben lassen. Auch der junge König Ludwig II. besuchte mit seinem Bruder Prinz Otto das wilde Treiben der Metzgergesellen. Und nach einigen Unterbrechungen wird auch heute wieder der Brauch des Metzgersprungs zum Abschluss der Lehrzeit, bei der sog. Freisprechung der Metzgerburschen, nunmehr nur alle drei Jahre durchgeführt (letztmals am 11. September 2016).

Der heutige Fischbrunnen (wiedererrichtet 1954) und dessen Vorgängerbrunnen (1865-1944) wurden ganz in der Tradition des Metzgersprungs gestaltet, denn um die Mittelsäule des türkisfarbenen Brunnens stehen drei bronzene Metzgergesellen, die aus Eimern mit Wasser spritzen. Die Bronzefiguren des neugotischen Brunnens wurden, wie die Bavaria, in der Königlichen Erzgießerei Ferdinand von Millers gegossen.

Ein weiterer Brauch am Fischbrunnen ist das Geldbeutelwaschen. Diese Tradition entstand angeblich sogar bereits 1426 und wurde damals, wie heute am Aschermittwoch praktiziert. Durch das Waschen des Geldbeutels kann man den Rest des Jahres angeblich ganz ohne finanzielle Sorgen verbringen.

Wenn sich der Münchner damals, wie heute, am Marienplatz trifft, verabredet er sich i.d.R. am Fischbrunnen und nicht etwa an der Mariensäule.

Die Tradition des Münchner Metzgersprungs

seit 1517 n. Chr.

Auf dem Schrannenplatz (dem heutigen Marienplatz) war schon Anfang des 14. Jh. ein Ziehbrunnen (genannt der Bürgerbrunnen). Dieser Brunnen war im nordöstlichen Bereich des Platzes, in etwa an der Stelle des heutigen Fischbrunnens (beim Beck am Rathauseck). 1471 wurde dieser Marktbrunnen an das neue Wassersystem angeschlossen, so dass von da an aus den vier Messingröhren ständig frisches Mangfallwasser floss. An diesem Frischwasser-Brunnen verkauften dann die Fischhändler ihre lebende Ware aus Körben, die sie ins Wasser stellten, so dass der Brunnen schon bald der "Fischbrunnen" genannt wurde.

In diesen Fischbrunnen sprangen auch die Metzgerburschen, die mit Fellen sowie Kalbsschwänzen behangen waren, als sie sich 1517 den damals tanzenden Schäfflern anschlossen. Durch den Sprung in den Brunnen wollten sie dokumentieren, dass durch das Wasser keine Gefahr mehr ausging und die Pest besiegt war.

So wurde es zur Tradition, dass die Gesellen von der Metzgerzeile am Viktualienmarkt nach bestandener Lehrzeit, den Metzgersprung vollführten, untertauchten und dabei sich selbst mit Wasser übergossen, aber vor allem ausgelassen die umherstehenden Schaulustigen mit Wasser bespritzten.

Abbildung: Ursprünglicher Fischbrunnen mit wasserspeienden bronzenen Fischen und Löwenköpfen, sowie den vier wasserspritzenden Metzgerburschen, darüber musizierten vier Jungs, und ganz oben stand ein Altgeselle mit erhobenem Becher, zerstört im Krieg und deutlich kleiner, mit drei der ursprünglich vier Metzgergesellen wieder aufgebaut; oben: Lithographie von L. Singer in München, Mitte des 19. Jh. mit einem Metzgergesellen dargestellt von Munichkindl (2016);

unten links: Photographie des Fischbrunnens, im Jahre 1890;

unten rechts: Alter Fischbrunnen noch ohne Bronzeplastik aus dem 18 Jh.

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